WhatsApp ist von den meisten Smartphones gar nicht mehr wegzudenken. Laut dem aktuellen Digital 2021 Report ist er mit rund 2 Milliarden Nutzern tatsächlich der beliebteste Messenger der Welt. Rund 100 Milliarden Nachrichten werden täglich damit verschickt. Doch bereits seit Facebook 2014 den Dienst aufgekauft hat, suchen immer mehr Menschen nach WhatsApp-Alternativen. Dies liegt vor allem daran, dass der Messenger in puncto Datenschutz für viele nicht mehr so vertrauenswürdig ist. Aber stimmt das wirklich? Und wie sieht es mit anderen ähnlichen Diensten aus?
Ilma Vienazindyte
May 31, 2021 · 6 Min. Lesezeit
Inhaltsverzeichnis
Facebook, Ginlo, Signal, Skype, Telegram, Threema und Wire: Wir haben uns Messenger-Apps mit Verschlüsselung einmal genau angeschaut, und unter die Lupe genommen, wie sie nach eigenen Angaben mit den Daten ihrer Nutzer umgehen.
Es gibt mittlerweile einige Nachrichten-Dienste auf dem Markt und die meisten bezeichnen sich selbst als sichere Messenger-App. Leider sind aber nicht alle wirklich so sicher. Es lohnt sich also vorher gründliche Recherche zu betreiben, wenn du dich für eine entscheiden willst. Um dir das Ganze etwas zu erleichtern, haben wir dir eine Liste mit Messenger-Diensten und deren Vor- und Nachteilen zusammengestellt. Jeder von ihnen bietet eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, das bedeutet, dass alle deine Unterhaltungen wirklich privat bleiben und selbst für den Dienstanbieter nicht einsehbar sind. Jedoch kommen alle mit unterschiedlichen Zusatzfunktionen oder auch Mängeln. Wir haben die Messenger nach ihrer Sicherheit aufgelistet.
WhatsApp ist sehr unkompliziert zu bedienen und auch Anfänger finden sich sehr schnell in der App zurecht. Natürlich dürfen auch Funktionen wie Datei- und Speicherortfreigabe, das Versenden von Gifs und die Desktop-Unterstützung nicht fehlen. WhatsApp ist auch ein verschlüsselter Messenger, er nutzt sogar das leistungsstarke Verschlüsselungssystem von Open Whisper Systems, welches als Industriestandard gilt. Mittlerweile ist es auch möglich WhatsApp-Nachrichten zu löschen, wenn sie versehentlich verschickt wurden.
Tatsächlich gibt es aber auch eine Kehrseite der Medaille. Denn seit 2014 gehört der Messenger zur Facebook-Gruppe. Das bedeutet, dass alle Facebook-Dienste Zugriff auf die Daten (Nachrichten, Profilbilder, Namen, Kontakte) von Nutzern haben, obwohl diese selbst nicht mal Facebook verwenden. Mittlerweile ist landläufig bekannt, dass das Sammeln von Nutzerdaten zum Hauptgeschäft der Social-Media-Plattform gehört – und auch, dass Facebook bereits gehackt wurde.
Tatsächlich kam es auch bei WhatsApp im Mai 2019 schon zu einer recht schwerwiegenden Sicherheitsanfälligkeit. Hackern ist es nämlich gelungen, über WhatsApp-Audioanrufe Überwachungsmalware auf den Smartphones von Nutzern zu installieren. Dabei musste die Zielperson den Anruf nicht einmal entgegennehmen. Die Hacker erhielten so Zugriff auf Nachrichten, Kontakte, E-Mails, Kamera, Standort und Mikrofon der entsprechenden Personen.
Aus diesen Gründen gibt es leider nur den siebten Platz für den beliebtesten Messenger-Dienst der Welt und einen Grund mehr, sich eine Alternative zu WhatsApp zu suchen.
Facebook ist ein soziales Medium, das Milliarden von Menschen nutzen und dementsprechend oft auch seinen Nachrichten-Dienst. Bedauerlicherweise ist die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung nicht standardmäßig aktiviert und viele Nutzer wissen gar nicht, dass es etwas Derartiges beim Facebook-Messenger gibt. Kein Wunder, der Social-Media-Gigant hat auch einiges dafür getan, dass man diese Funktion nicht so leicht finden kann.
Das allein ist aber noch nicht der Grund, warum Facebook mit seinem Messenger-Dienst nur auf dem sechsten Platz gelandet ist. Die Hauptgründe dafür sind eher, dass das soziale Netzwerk immer noch massenweise Nutzerdaten sammelt, und, dass es in der Vergangenheit immer wieder Schlagzeilen mit seinen Datenschutzverletzungen gemacht hat. So hat es sich das Vertrauen vieler Nutzer verspielt.
Apple scheint mit seinen Produkten eine Art Gallionsfigur in Sachen Cybersicherheit zu sein. Der iMessage-Dienst ließe sich aber diesbezüglich noch ein gutes Stück verbessern. Klar gibt es auch hier die standardmäßige Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, aber eben auch ein paar Sicherheitslücken, die man eigentlich vermeiden könnte.
So werden zum Beispiel Daten wie Kontakte, Handynummern und so weiter als gewöhnlicher Text abgespeichert und nicht irgendwie verschlüsselt, dasselbe gilt auch für IP-Adressen und Zeitstempel. Auch Metadaten und mit iCloud synchronisierte Daten werden nicht verschlüsselt. Das heißt im Klartext, wenn sich ein Hacker Zugriff auf deine Cloud verschaffen kann, hat er auch einen Backdoor-Zugriff auf dein Gerät.
Die Telegram-App dient einigen jetzt schon als WhatsApp-Ersatz. Aber warum ist Telegram besser als WhatsApp? Schon über 100 Millionen Nutzer hat der Messenger-Dienst. Tatsächlich ist Telegram auch sicherer als WhatsApp. Die Entwickler der App haben sich die Verschlüsselung der Kommunikation und den Datenschutz schon auf die Fahnen geschrieben, noch bevor WhatsApp entsprechende Features eingeführt hat. Telegram ist ein sicherer Messenger ohne Telefonnummer und zum anderen ist er nicht dazu verpflichtet, Nutzerdaten an Geheimdienste weiterzugeben. Aber der sicherste Messenger ist Telegram deswegen bei Weitem nicht.
Das erste Problem ist, dass die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung nicht standardmäßig aktiviert ist. Auch das Verschlüsselungsprotokoll, welches von Telegram genutzt wird, ist fehlerhaft. Cybersicherheitsexperten sind der Meinung, dass die Entwickler wohl wenig Erfahrung damit hatten. Da es sich nicht um eine Open-Source-App handelt, wurde der Code nicht von Dritten geprüft und es gibt keine Transparenzberichte von Seiten des Unternehmens.
Auf den ersten Blick scheint Wire eine sehr sichere Messenger-App zu sein. Es gibt eine standardmäßige Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, die EU-Datenschutzgesetze werden eingehalten, es ist ein Open Source App und es besteht keine Verpflichtung Daten an Überwachungsdienste weiterzugeben. Man kann Wire mit allen gängigen Browsern nutzen. Das heißt, es ist eine sichere Messenger-App für Android- und iOS-Betriebssysteme.
Leider sammelt und speichert jedoch auch Wire einige Benutzerdaten. Die App-Entwickler selbst gaben zu, dass sie Aufzeichnungen darüber vornehmen, wen Nutzer kontaktieren und auch E-Mails, Telefonnummern und Nutzernamen speichern – und zwar als voll lesbarer Text. Laut Wire werden diese Informationen nur gespeichert, um die Gästesynchronisierung zu erleichtern und dann gelöscht, sobald das Konto deaktiviert wird.
Im Gegensatz zu den anderen, hier genannten, Messengern ist Threema kostenpflichtig. Wer ihn nutzen will muss die Lizenz dafür einmalig für knapp drei Euro kaufen. Dafür wird hier ein wirklich hohes Maß an Sicherheit geboten. Dazu gehört, dass die Kommunikation immer Ende-zu-Ende verschlüsselt ist. Eine Cloud-Synchronisierung gibt es hier zur Sicherheit ebenfalls nicht.
Bei eingeschalteter Synchronisation kann Threema allerdings Kontakte auslesen. Das Auslesen funktioniert übrigens auch dann noch, wenn die Synchronisation ausgeschaltet ist. Wenn du dagegen vorgehen möchtest, kannst du die Berechtigung zur Synchronisation jedoch gleich zu Beginn einfach verweigern.
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Der Gewinner des Rankings ist Signal, und zwar nicht nur als sicherer Messenger für Android, sondern auch für iOS. Das Verschlüsselungsprotokoll gilt als das sicherste im Vergleich mit allen anderen Nachrichten-Diensten. Und das alles, ohne dass die App vollgestopft ist mit Werbeanzeigen und die Daten ihrer Verwender sammelt. Es handelt sich um eine Open Source Anwendung, sodass sie ausgiebig auf Schwachstellen geprüft werden kann.
Auf die Frage „ist Signal besser als WhatsApp?“ können wir deshalb nur mit „ja“ antworten. Ein kleines Manko ist zwar, dass Signal nicht anonym genutzt werden kann. Zur Registrierung musst du zumindest deine Telefonnummer angeben. Dennoch ist Signal ein sicherer Messenger, den selbst Edward Snowden empfiehlt – mehr Datenschutz geht wohl kaum.
Wie du siehst, gibt es also die ein oder andere Messenger-Alternative zu WhatsApp. Wenn du jetzt also schnell wechseln möchtest, und dich fragst WhatsApp, Threema oder Telegram? Dann können wir dir helfen, denn laut Experten ist Signal tatsächlich derzeit der sicherste Messenger. Das liegt vor allem an seiner sicheren Verschlüsselungstechnik, die sich mittlerweile auch WhatsApp, zumindest in Teilen, angeeignet hat.
Letztendlich liegt es aber immer auch an den individuellen Bedürfnissen, welcher Messenger am besten für dich geeignet ist. Ein guter Dienst sollte auf jeden Fall Open Source sein, sodass es auch der Öffentlichkeit möglich ist, Schwachstellen aufzudecken.
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